MailArt................Film................. Alpen
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Hier halte ich nachfolgend tagebuchartig fest, wie es mir in meinem Praktikum so ergeht.


2. September: Mein letzter Praktikumstag ist zu Ende gegangen und damit neigt sich auch meine Zeit in der Schweiz einmal mehr ihrem Ende. Die sechs Wochen sind verflogen wie im Nu. 53 Gruppentherapiesitzungen mit Patient_innen der Psychotherapie Station und der Entzugs- bzw. Suchtstation und 4 Teamsitzungen bzw. Visite, Supervision, Rapport und Fallbesprechungen durfte ich im psychiatrischen Zentrum Herisau miterleben. Den 42 Patient_innen, die ich im Rahmen meines Praktikums begleiten durfte, danke ich für ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft mit mir zusammenzuarbeiten. Ich habe mit ihnen viel lernen dürfen und hoffe, das eine oder andere Gespräch mit mir habe auch ihnen gut getan. Das Schicksaal all der Menschen hat mich berührt und mich an eine Aussage von Anna Achmatova erinnert. Wonach das Leben jedes einzelnen Menschen ein Drama sei.
Auch meinen beiden Mentorinnen, gestandene Kunsttherapeutinnen, bin ich zu Dank verpflichtet. Sie haben mir bedingungsloses Vertrauen entgegengebracht und ich durfte den Beruf der Kunsttherapeutin an ihrer kenntnisreichen Seite praktisch erfahren und fühlte mich als Kollegin anerkannt. So durfte ich von den insgesamt 12 thematischen Sitzungen 3 anleiten und an einem Tag gar die Kunsttherapievertretung übernehmen.

Am Ende meines Praktikums sollen zwei Bilder stehen. Das eine, "Appenzeller Kühe auf blauem Grund", hängt im Eingangsbereich des Hauses 1 und stammt vom Appenzeller Künstler Enzler, den ich in der Klinik kennen und schätzen lernte. Vielen Dank für die Veröffentlichungsfreigabe an dieser Stelle! Das andere "Picasso meets Engler" ist mein tagebuchartige Protokoll meiner 6 Wochen in Herisau; es ist während den stillen Momenten in den 53 Kunsttherapiesitzungen entstanden.

Kühe vom Appenzeller Künstler Enzler im Haus 1 .......... Marias Picasso meets Engler


30. August: Nachdem ich meine Bedenken, es könnte verwerflich sein, überwunden hatte, nahmen Marianna und ich die Fahrt nach Zermatt in Angriff und gondelten ganz touristisch in 40 Minuten aufs kleine Matterhorn. So nah war ich dem Inbegriff des Bergs noch nie gewesen. Deshalb sollen allein die Bilder sprechen....

Erster Blick aufs Matterhorn..Matterhorn Talstation Zermatt..Schwarzsee mit kleinem Matterhorn..Matterhorn nah


Bergpanorama ...Kristalleuchter im Eispalast...Gletscherspalten im Matterhorngebiet

ein letzter Blick aufs Matterhorn den Berg der Berge Adieu Du Berg, der Berge!

29. August: Mit Barbara im Alpstein. Jetzt wollte ich meiner Liebsten endlich mal richtige Berge präsentieren - in der Hoffnung sie möge meine Sehnsucht und meine Liebe für das Gebirge verstehen - und da verhüllten sich die Bergspitzen in einem Hochnebel. Diese Dramatik, die es ja auch nur im Gebirge gibt, begeisterten Barbara enttäuschten mich aber doch ein wenig. Um unseren Flachlandknochen die ersten Höhenmeter zu ersparen fuhren wir mit der Alp Sigel Bahn auf die Alp Sigel. Das Alpdorf lag verlassen in der Landschaft und mit wenigen anderen Wander_innen durchstiegen wir den Alpstein über die Sigelwand zur obere Mans und hinunter zum Seealpsee.


Route unserer Wanderung von Brülisau über Alp Sigel nach Wasserauen


Alp Sigel Bahn bei Brülisau..Sigelwand..Obere Mans

Am heutigen 29. August machte die Meldung die Runde die CVP Nationalratskandidatin Simone Curau-Aepli habe eines der rassistischen Wahlplakate der SVP kreativ zum Aufruf für Wanderferien in der Schweiz umgestaltet und sich dann gleich des illegalen Aktes wegen selbst angezeigt.
Auf youtube kann die Aktion der Veränderung des Plakates angeguckt werden. Wanderland Schweiz Gut so, diese stürmerähnlichen SVP Plakate gehören allesamt überklebt und verändert. Und die der FDP Schweiz gleich mit. Und für die, die das Plakat sehen wollen, hier ist es:

Wanderland Schweiz statt SVP

28. August: Bei schönstem Sommersonnenwetter schipperten wir über den Bodensee ins pittoreske Städtchen Meersburg. Das Fürstenhäusle als Wohn- und Arbeitsort der Annette Droste Hülshoff hatte es uns angetan. Es ist wenig verwunderlich, dass diese schöne Aussicht auf Bodensee und Alpstein die Dichterin zum Schreiben angeregt hatte. Die Zimmerchen waren Klein, der Ausblick dafür grandios. Und mit der Kleinheit der Schrift - Bleistift und Papier waren kostbar - steht die Hülshoff dem Walser in nichts nach. Auch sie schrieb Mikrogramme....

Abends empfing uns Hedys Tochter Linde mit einem sehr leckeren Essen, vielen Dank für die liebevolle Bewirtung und den entspannt frühlichen Abend!


auf dem Bodensee...Schiffsimpressionen Mast...Pfahlbauten in Uhldingen auf dem Bodensee

Schiffsimpression Rettungsring...Ankunft in Meersburg...Meersburger Katz und Maus

Mikrogramm Annette von Droste Hülshoff...Droste Hülshoff Fürstenhäusle...Scherenschneiderin am Ufer des Bodensees in Meersburg

27. August: Bei Kathrin - eine Freundin aus meinen Fribourger Studienzeiten - und Claudia wurden wir mit überbackenem Geissenkäse auf Äpfel, Zanderfilet auf Gemüsebeet und leckeren Profiterols verwöhnt. Erwähnt soll auch der "Tante Hedy Wy" aus Bernek werden.... Es war ein sehr, sehr schöner und inniger abend.... vielen Dank!

Tante Hedy Wy aus Bernek

26. August: Heute ist Thereses Geburtstag, aber auch Friedas Geburtstagstag - ruhe sie in Frieden. Wir begehen den Tag nach meinem Praktikum mit der Erwanderung vom Robert Walser Pfad und dem Film über Robert Walser und Carl Seelig DER VORMUND UND SEIN DICHTER von Percy Adlon. Jahrelang hatte ich nach diesem Film recherchiert - zu gerne hätte ich ihn in unserem RegenbogenKino gezeigt - aber ich konnte ihn nicht auftreiben. Anlässlich des 4. Walsersommers konnten wir ihn aber nun endlich in Herisau sehen. Und es hat sich mehr als gelohnt. Adlon ist ein sehr einfühlsames Porträt von Robert Walser gelungen und uns bereitete er damit einen cineastischen Genuss. Ein Filmstill findet Ihr hier und zum Link von tv-Spielfilm geht es hier: tv-Spielfilm




Der Vormund und sein Dichter Filmstill

online finden sich Filme über Robert Walser beispielseise hier:
Walser Film 1
Making of Woelfli und Walser
Der Teich mit dem Theater 400asa
Das ungemütliche Genie
Walser im Schweizer Fernsehen
Walser Forscher Echte Walser Weg im Schweizer Fernsehen


25. August: Heute kommt Barbara mich besuchen. Ich freue mich riesig auf sie!


Im Drei Mädel Haus 1...im Drei Mädel Haus 2

24. August: Wiesenfest in der Klinik. An diesem besonderen Tag kommen alle, die mit der Klinik verbunden sind und feiern mit Essen und Spielen. Ich komme nicht zum fotografieren, weil ich eingespannt bin Leute fürs Fischen und Lassowerfen zu motivieren. Dazwischen Spiele ich mit den Patient_innen Wickinger Schach und sorge mit für deren und mein leibliche Wohl.



23. August: Ein Wiedersehen der besonderen Art stand heute an. Robert, ein Freund aus St.Gallerzeit, kommt dafür extra aus Zürich nach St. Gallen. Mehr als 23 Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen. Meine Befürchtungen, wir könnten uns am Bahnhof nicht erkennen, waren völlig überflüssig und unbegründet. Wir hatten uns nicht nur sofort erkannt, sondern auch sofort wieder gut verstanden. Ich bin froh einen so netten Menschen wieder gefunden und getroffen zu haben.

Marias Tonkugel


Gebrannt worden ist auch meine Tonkugel. Überhaupt habe ich durch Charlotte Walter, meine zweite Mentorin, bereichernde Nachhilfe im Tonhandwerk gewinnen dürfen. Zusammen hatten wir an dünsten Tonschichten herumexperimentiert.















22. August: Bei unendlicher Hitze und einem wunderbaren Sommertag besteigen Marianna und ich den Schäfler, Von dort aus wollten wir ursprünglich den Säntis erklimmen. Aber die Hitze und unser beider frühes Aufstehenmüssen am nächsten Tag bewog uns vom Schäfler auf den Mesmer abzusteigen und den Säntis Säntis sein zu lassen. Auch so hatte ich tags drauf unendlichen Muskelkater. Aber der Tag war grandios. Das könnt Ihr auch an den Bildern selbst sehen....



Unsere Route zum Schäfler


Auf der Ebenalp unser Ziel Schäfler..Schäfler und Säntis..Alpsteinwand

Auf dem Schäfler ..steiler Weg vom Schäfler zum Säntis..Blick auf den Schäfler zurück

Blick auf Seealpsee mit Eisenhut..Seealpsee..Marianna vor Fels bei unserer Mittagspause

Fels mit Säntis..Hier gabs frische Geissenmilch für uns

21. August: Ruhig angehen lassen wollte ich diesen Tag. Und ruhig und schön verlief er auch. Er begann mit einem leckeren Essen bei meiner Nichte Nadja in ihrer neuen grossen schönen Wohnung im Westen der Stadt und endete mit dem doch mässig spannenden Schweizer Tatort..... Ich hoffe auf weitere und bedaure, dass der Schweizer Kommissar Flückiger alias Gubser nicht weiter mit der Bodensee Kommissarin Blum alias Eva Mattes in der Bodenseeregion ermittelt.
Für alle, die noch nicht Tatort angefixt sind, hier der Link zum allsonntäglichen Abendspass auf dem ersten Deutschen Fernsehen ARD (übrigens, am besten zusammen mit Freund_innen und einem Spaghettiessen.... ): Hier geht's zum Tatort


20. August: Am Tag des St.Galler Stadtfestes feiert Therese ihren Geburtstag vor mit einer Tagesparty. Diese beginnt mit einem Spaziergang an der Sitter. Und da darf nun das Bild vom hübschen und lieben Jaro nicht fehlen. Sie ging weiter mit einem grandiosen französichen Büffet und endete mit Daniel Schmieds Film ZWISCHENSAISON.

Salzgeber hat einen wunderschönen Porträtfilm über Daniel Schmid herausgebracht. Den Trailer findet Ihr hier: Trailer von LE CHAT GUI PENSE

Multergasse am St. Gallerfest 20 Aug 2011..Steintürme an der Sitter..Jaro Therese und Franziskas schöner und schwimmfreudiger Hund

16. August: In der thematischen Kunsttherapiesitzung mit der Psychotherapiestation wurde mal wieder deutlich, wie tief thematische Vorgaben führen können. Anne Eggmann, meine eine Mentorin, hatte ausgeschnittene Bilder aus Zeitschriften vorbereitet. Jede Patientin / jeder Patient wählte sich eines aus und integrierte es zu einem eigenen Bild. Es war verblüffend, wie nah die Patient_innen damit an ihre Probleme und Schwierigkeiten herankamen. Die thematische Kunsttherapiesitzung der Suchtstation habe ich heute mit einer Innen-Aussen-Schachtel angeleitet. Auch hier wurden die Schachteln nachgerade zu perfekten Selbstporträts. Abends dann war ich einmal mehr zum sehr leckeren Essen bei meiner Freundin Hedy eingeladen. Ein herzliches Dankeschön für all die vielen bezaubernden Essen!


15. August: Schwüles Regenwetter hielt uns heute nicht davon ab, an den Bodensee zu fahren und die Sandskulpturen aufzusuchen, die am 20. August in einem Wettbewerb prämiert werden sollen. Leider waren die Skulpteur_innen nicht bei der Arbeit, wir aber genossen den immer wieder durchbrechenden Sonnenschein am Bodensee. Neu war mir, dass eine Sandskulptur wie ein Stein beschnitten wird also aus einem Sandblock heraus entsteht und nicht wie im Sandkasten aufgebaut wird. Neben den eingeschalten Sandplastiken, erfreuten wir uns in der Rorschacher Badi an einem leckeren Salat und einer zauberhaften Aussicht. Eine tolle Idee, fanden meine Mama und ich, dass die Essenssetts von Schulkindern gezeichnet worden sind. Und den Wanderwegweiser mitten über den See musste ich einfach fotografieren. Es ist zwar nicht so, dass ich mich daran erinnern kann, wie ich im Winter 1963 über den zugefrorenen Bodensee geschoben worden bin. Aber meine Mama berichtete wieder lebhaft davon....


Eine Sandskulptur entsteht...Badi Rorschach...Kinderzeichnung als Sett in der Badi Rorschach

Seegfrörni vo 1963


14. August: Von Kirchlindach ging's heute nach Neuchâtel ins Centre Friedrich Dürrenmatt. Ein toller Bau von Mario Botta. Der war dann auch selbst anwesend. Dennoch waren Marianna und ich ein wenig enttäuscht, dass wir dadurch nur wenige der Bilder von Dürrenmatt selbst sehen konnten. Obwohl das hatte es natürlich eigentlich auch in sich. Eine Ausstellung über Mario Botta in einem Botta Haus mit ihm selbst drin.... Hier ein paar Impressionen.

Im Centre FD hoch über dem Neuenburger See...Mario Botta im CFD...FD beim Lithografieren

FD Klo...FD Klo...FD Klo


Leider waren auch die Räume von FD (Friedrich Dürrenmatt) nicht zu besichtigen. Das bemalte Klo also nur ein kleiner Einblick in seine Wandgestaltungen. Zu seinen Zeichnungen selbst schrieb Dürrenmatt: "Meine Zeichnungen sind nicht Nebenarbeiten zu meinen literarischen Werken, sondern die gezeichneten und gemalten Schlachtfelder, auf denen sich meine schriftstellerischen Kämpfe, Abenteur, Experimente und Niederlagen abspielen".

Prometheus, Menschen formend, Gouache.....Letzte Generalversammlung der Eidgenössischen Bankanstalt, Öl .....Attlas

Zurück ging es dann durch den wirklich bezaubernden Botanischen Garten von Neuenburg. Wo uns auch noch eine bezaubernde Ausstellung von Blüten- und Papierobjekten von May-Lucy Süess erwartete. hier geht es zur Künstlerin May-Lucy Süess

Botanischer Garten Neuenburg......violette Wicken Blüte


May Lucy Süess..May Lucy Süess.. My Lucy Süess..May Lucy Süess

13. August: Für heute stand der Besuch des Psychiatriemuseums Waldau an. Das ist die Klinik, in der Robert Walser, aber auch Adolf Wölfli und Friedrich Glauser waren. Zuersteinmal war es ein Abenteuer diese Klinik und das Museum erst zu finden. Dann war ich quasi die einzige Besucherin, für die das Museum augeschlossen und belichtet wurde. Walter Morgenthaler (1882 - 1965) befasste sich "in seiner Zeit als Psychiater in der Irren-, Heil- und Pflegeanstalt Waldau mit der Geschichte der Psychiatrie, mit damals neuen Behandlungskonzepten im wohnlichen Rahmen der Anstalt und mit psychodiagnostischen Ansätzen zur Differenzierung von psychiatrischen Krankheitsbildern." (Ausstellungskatalog "Von Bildern als Spiegel der Seele") Zusammen mit Prinzhorn leistete er Pionierarbeit indem er u.a. gestalterische Arbeiten von Patient_innen als wichtige Elemente für die psychiatrische Beurteilung von Krankheitsbildern erachtete. Im Unterschied zur Prinzhornsammlung aber ist die Morgenthalersammlung nahezu wissenschaftlich unerschlossen und leider auch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Zwischen den folterähnlichen Methoden, die Morgenthaler abzuschaffen begann und der Kunst als diagnostisches Mittel scheinen Welten zu liegen. Wie gut, dass es immer Menschen gab, wie Morgenthaler oder Prinzhorn, die neue Wege bestritten. Durch ein Maisfeld ging es in die Waldau...


Maisfeld vor der Waldau...Folterähnliche Methoden in der frühen Psychiatrie... Adolf Wölfli

Haus mit Brunnen aus der Morgenthaler Sammlung ...Karl Schneeberger ...Karl Schneeberger

Zu meiner grossen Freud gab es noch eine Ausstellung mit Bildern von Hans Bloetzer und eine bezaubernde Installation ´von einem Bergfries von Rosmarie Bühlmann: "Wo der Himmel endet"

Hans Bloetzer la vache...Rosmarie Bühlmann


Zum Abend hin ging es über Bern weiter nach Kirchlindach zu Marianna und Othmar. Kirchlindach, wo ich meine schönen drei Monate als Artist in Residenz in der Klinik Südhang verbracht habe.... Schöne Erinnerungen. Hier aber das Bundeshaus in Bern.

Berner Bundeshaus


12. August: Wieder ist eine Woche um. Ich habe den Eindruck, die Zeit rennt noch schneller, wenn man einen so erfüllten Berufsalltag hat. Es ist nun bereits Halbzeit in meinem Praktikum. In der letzten Woche habe ich zum erstenmal eine Gruppensitzung geleitet und die lief sehr gut. Die Sätze von Robert Walser haben die Patient_innen der Suchtstation angeregt und zu tollen Bildern motiviert. Zum Einläuten des Wochenendes bin ich mit Therese in die Waldegg, einem Ausflugsrestaurant aus unserer Jugend, marschiert. Hier ein Bild des Klassenzimmers, das man für Feierlichkeiten mieten kann.

Kalssenzimmer als Restaurant in der Waldegg

09. August: Heute hatte ich zum ersten Mal die thematische Kunsttherapie auf der Suchtstation angeleitet. Sätze von Robert Walser dienten als Anknüpfungspunkt für die Gestaltung.

Abends war ich bei Magdalena und Otmar zu einem feinen Essen und bereicherndem Austauschen eingeladen. Da erfuhr ich unter anderem, dass in St.Gallen schweizweit das erste Behandlungszentrum für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer eingerichtet worden ist. Überhaupt versorgt mich Othmar immer wieder mit guten und wichtigen Informationen aus seinem Privatarchiv. Und mit Magdalena ergeben sich immer innige künstlerisch therapeutische Gespräche.


08. August: Den freien Montag nutze ich neben der Vorbereitung von Gruppentherapiesitzungen zum Besuch der Ausstellung von Brancusi und Serra in der Fondation Beyeler. Das Haus ist grossartig, die Ausstellung anregend und in ihrer Zusammenstellung dieser zwei Künstler innovativ. Constantin Brancusi kannte ich bis anhin nicht, seine Reduktionen auf das Schlichteste und Wesenhafte hat mich berührt und angeregt zum Skizzieren. Da man ja in Schweizer Museen nicht fotografieren darf, lichtete ich eben die gekauften Postkarten ab. Und von Serra stelle ich einfach mein Bild aus St.Gallen ein. Denn wir in St.Gallen haben ja schon sehr lange einen echten Serra im Stadtpark stehen.


Hier die beiden Künstler:

Constantin Brancusi
Constantin Brancusi (1876 - 1957)




Richard Serra
Richard Serra (*1939)

Es ist unglaublich, wie leicht diese tonnenschweren Stahlplastiken wirken....



Brancusis Kuss
Brancusis Kuss von 1908 und Brancusis schlafende Muse von 1910 und St.Gallens Serra und das schöne Gebäuder der Fondation Beyeler

Brancusis Muse......Serra in St.Gallen ...Fondation Beyeler

Es war ein sonnig warmer Tag, erst als ich im Zug sass, begann es wieder zu Regnen. Das bescherte mir auf der Heimreise einen Regenbogen, der mich begleitete und den ich versuchte aus dem Zugfenster einzufangen. Da müssten viele Schätze vergraben sein, denn während fast zwei Stunden schoss der Bogen in die Erde...

Regenbogen zwischen Basel und St Gallen


07. August: Eigentlich wollte ich den Sonntag für die Meister aus Indien nutzen und ins Museum Rietberg nach Zürich fahren. Aber die Wandertour vom Samstag hat mich dermassen geschlaucht, dass ich zuerst alle Vorhaben gestrichen hatte und nur ausschlafen wollte. Doch dann überkam mich die Lust auf Kunst doch noch und zusammen mit meiner Mama sind wir ins Museum Oskar Reihart am Stadtgarten nach Winterthur gefahren. Wie tat das gut die Bergwelt von Hodler mal wieder zu sehen. Caspar David Friedrichs Kreidefelsen von Rügen hatte ich grösser in Erinnerung. Es war aber wieder ein bezauberndes Erlebnis, das Bild wieder zu sehen. Leider fehlen Fotos, weil ich ja nicht fotografieren durfte und ohne Netz kann ich auch keine Abbildungen finden. Aber die hohe Kunst regte mich an, nachts noch ein wenig zu skizzieren. Alles keine Meisterwerke, aber schnelle spontane Skizzen aus der Nacht...


Allpstein von Weissbad aus gesehen....Wasserstudie



06. August: Mein Bruder lud mich zum Wandern in den Alpstein - eine Revache für unsere Berlinertouren mit ihm und seiner Frau. Und die Tour im Alpstein hatte es in sich. Eine klassisch einfache Rundwanderung hatte sich mein Bruder ausgedacht für mich. Da ich zwar gut zu Fuss, aber ohne Höhenmetertraining angetreten bin, war's eine echt anspruchsvolle Wanderung für mich. Ich war ganz schön schlapp und meine Waden zwickten. Aber die Bilder zeigen dennoch, wie schön es war. Der Alpstein ist echt bezaubernd und ich würde gerne noch mehr in ihm wandern. Von Brülisau ging's durchs Brühltobel zum Sämtisersee. von Dort zum Fählensee und der Bollenwies. Dann auf einem anderen Weg zurück zum Sämtisersee und von Dort über den Ruhsitz zurück nach Brülisau. 6 Stunden, davon 5 wandernd, die Bilanz des Samstags. Hier die Bilder. Zu beachten: Es gibt die Kreuzberge im Alpstein, da fühlte ich mich gleich zweifach zuhause....


Route


Allpstein von Weissbad aus gesehen...Sämtisersee mit Kreuzberge ...Fählensee


Auf der Strecke kamen wir an mehreren Ferienhütten vorbei. Und hoch über der Bollenwies liegt die Hundsteinhütte. Wann nur endlich werde ich zwei oder drei Tage im Alpstein unterwegssein und in diesen Hütten nächtigen? Ich stelle mir die Abende und die Nächte in den Bergen so dunkel, ruhig und schön vor....

Hoher Kasten


Rompeli da würde ich gerne mal nächtigen...Sämtiserferienhütte ...Hundsteinhütte




05. August: Zum Schluss meiner zweiten Woche einmal mehr zwei Tafelbilder vom Herisauer Walser Pfad: Wie wahr!!

"Das wahre Gesundsein gipfelt in einem Sichwillkommenheissen"


Tafel auf dem Walser Pfad.......Walser Texte auf Walser Pfad


Meine zweite Woche ist um. Ich bin hundemüde vom frühen aufstehen. Morgenstund mag schon Gold im Mund haben, aber meine müden verschlafenen Augen und meine noch müderen Beine können dieses Gold nicht schätzen, wenn früh um sechs, mich der Wecker aus dem Tiefschlaf klingelt. Dagegen blinzelt mir auch hier in der Ostschweiz der Mond güldene nächtliche Gedanken zu. Nein, ich bin und werde keine Lerche, ich bin und bleibe eine Eule!
Aber was solls, das Praktikum ist anregend, ich lerne und erlebe viel. Während der Kunsttherapie herrscht eine kreative Atmosphäre, die nicht nur mich experimentieren lässt. Inspiriert von Walser und der kleinteiligen Appenzeller Landschaft komme ich zurück zu meinen Kleinstformaten und schraffiere Gartenlandschaften....


Kugelschreibergarten.....Buntstiftgarten


03. August: Einige unken, heute sei der letzte schöne Tag für eine ganze Weile. Ich wills nicht glauben, wollen wir doch am Samstag im Alpstein Wandern gehen. Sicherheitshalber halte ich das Alpsteinmassiv dennoch auf einem Foto fest. Wer weiss ob's was wird mit den Bergen?

Der Alpstein von Herisau aus gesehen


01. August: Die Schweiz hat Geburtstag und ich bin so schlapp. Gut, als wir los wollten schüttete es, so dass wir zu hause blieben. Als dann die Sonne hervorkam und aus dem Regentag einen Sommertag machte, war ich zu gemütlich eingerollt, als dass ich das Haus noch verlassen wollte. Als Einstieg in den 1. August soll darum das gestrige Bild aus Aarau stehen....


Mama in Aarau 1 August Bild


31. Juli: Meine Mama und ich fahren heute nach Aarau ins Argauer Kunsthaus. Das Gebäude an sich ist schon beeindruckend. Ich schätze, es ist der erste Herzog-De-Meuron-Bau, den ich in der Realität betreten habe. Schon schön, auch einige der Kunstwerke von der Genfer Künstlerin Mai-Thu Perret, haben mir gefallen. Vor allem ihr kunsthistorisches Referenzsystem und Ihre künstlerische Position, als jemand, der sich von anderen anregen lasse, gefällt mir gut. Auch dass sie kein bevorzugtes Medium nutzt, sondern mit allerhand unterschiedlichem Material experimentiert spricht mich an.


Aarau Kunstmuseum...Argauer Kunsthaus...Argauer Kunsthaus

Wenn schon von Ich und Nicht Ich die Rede ist, warum dann nicht mal wieder ein Selbsbild machen und Ich und mein Spiegelbild präsentieren?

Ich meine Kamera und ein Spiegel in Aarau


30. Juli: Ich kritzle abends vor mich hin und die St.Galler Bus-Fahrschule erinnert mich daran, dass alles gelernt werden muss und Meister_innen nie vom Himmel fallen.... Ach ja, auch die St.Galler Palermo Ausstellung, die ich auf keinen Fall verpassen darf, ist mir Anlass für meine Kleinstformate - Walser lässt grüssen


Bleistiftgesicht...Gelb springt davon...Palermo Ausstellung nicht verpassen ...Busfahrschule




29. Juli: Heute stiess ich in den Zeitungen auf zwei Bilder-Geschichten, die mir zumindest in der Tierwelt meine Skepsis und Bedenken bestätigten und mich darin bestärken, anstelle von "Müttern" und "Vätern" konsequent von "primärer Bezugsperson" oder "primärer Bezugsfigur" zu sprechen, wenn eigentlich nur deren Rolle gemeint ist.


Primäre Bezugsfigur ........Spiegelgefährte


Robert Walser Pfad niemand 29. Juli 2011, meine erste Woche in der psychiatrischen
Klinik Herisau ist um. Mir schwirren Ohren und Augen von dem viel Erlebten. Eine gute Woche, ein toller Einblick in die Praxis, den Alltag der Kunsttherapie. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, beeindruckende Bilder entstehen sehen und durfte an manchen glücklichen und einigen traurigen Momenten teilhaben. Herisau ist ein gutes Pflaster für mich und, ich denke, auch für die Patient_innen. Ihre Schicksale berühren und begleiten mich, wie mich auch der ehemalige Patient Robert Walser begleitet.


Heute bin ich zum Auslüften des Kopfes und als Einstieg in mein Wochenende einen Teil des Walser Pfades abgelaufen. Trotz des kühlen Wetters kam ich beim Aufstieg zu Walsers Todesort ins Schwitzen.

Ein paar Zitate des Spaziergängers und Denkers Walser, die mir auf diesem Weg begegneten und die mich ins Nachdenken brachten und mich berührt haben sollen hier genügen:

"ich bin vergessne Welten
zu wandern auserlesen"


So wandere auch ich in vergessenen Welten meiner Jugend durch die Landschaft meiner Vergangenheit.

"Niemand ist berechtigt, sich gegenüber mir so zu benehmen, als kennte er mich"

Dieses Zitat, auf der abgebildeten Tafel hat mich elektrisiert und gefesselt. Ja, das ist es doch, wovor ich so oft Angst habe, dass man zu unrecht meint, jemanden zu kennen.

"Wir bleiben doch alle Stümper
vor der Natur"


Als ob ein Beleg dafür nötig wär, hier ein Foto der Landschaft, durch die Walser so oft schritt und ich heute durchspaziert bin.


Walsers Landschaft


26. Juli 2011: mein erster Tag in der psychiatrischen Klinik Herisau. Die Klinik liegt ganz idyllisch, umgeben von schönem Appenzellerland und eigenen Ziegen und Eseln

Klinik Hauptgebäude....Klinikgelände...Das Haus 5 in dem die Kunsttherapie sattfindet

Ein Esel der Klinik...Eine der Klinikziegen

Beim Haus 1 befindet sich auch die erste Station des Robert Walser Pfades. Den möchte ich hier in den nächsten Wochen ein wenig vorstellen.
Hier die erste Tafel:


Robert Walser Pfad Tafel 1 Eine Krankheit des "zu vielen Liebhabens", ein schöner Blick auf die verletzte Seele...
und ist Kunsttherapie nicht gerade ein Mittel und Weg, sich lernen selbst Willkommen zu heissen? Nach Robert Walser also ein Weg zum Gesunden.



























24. Juli: Am Sonntag kam dann ab und zu die Sonne raus, ich nutzte den Morgen für ein erstes Joggen in meiner alten Heimat:
Als erstes sah ich einen Reiher, dann die Finnenbahn und wie ich die Welt nach dem Berglauf sah...
gut, dass es danach ein leckeres und währschaftes Essen bei meiner Schwester gab.


ein Reiher in den Weihern....Finnenbahn ....Wie ich die Welt nach dem Berglauf sah

Man sah an diesem Tag bis ans deutsche Ufer des Bodensees. Und ganz ganz weit dahinter kann ich zumindest Berlin erahnen...

Blick ans deutsche Ufer des Bodensees


am 22. Juli ging's vom regnerischen Berlin ins regnerische St.Gallen....

Berliner Hauptbahnhof im Regen.....St.Gallen im Regen Webkamerabild

Robert Walser Mikrogramm aus dem Bleistiftgebiet 1925Herisau, der Ort wo Robert Walser viele Jahre seines Lebens verbracht hat, wird dieser Sommer mein Arbeitsort sein. Einige seiner Spaziergänge, die der unermüdliche Wanderer Walser mit Carl Seelig gegangen ist, werde ich hoffentlich nach laufen - vielleicht komme ich dadurch dem Hintergrund seiner mich seit langem faszinierenden Mikrogramme näher.
In losen Abständen werde ich hier von meinen Erfahrungen berichten.

Hier ein erstes seiner zahlreichen Mikrogramme, die der Suhrkamp Verlag sinnig mit "aus dem Bleistiftgebiet" bezeichnet.














Und hier geht's für alle Interessierte zur Webseite des psychiatrischen Zentrums Herisau Psychiatriezentrum Herisau