MailArt Film Alpen
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Erfahrungen, Notizen, Befindlichkeiten: kurz - Tagebuchartiges
Hier könnt Ihr nachlesen, wie es mir in Kirchlindach so ergangen ist.... Eine schöne Zeit war's!
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27.02.09 Schon fast der letzte Sonnenuntergang im Südhang für mich und die 90 Tagebilder Wand in der Nacht zum 28. Februar.
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26.02.09 Ein letzter Spaziergang mit Lerchen Schmeichler
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24.02.09 So alles hat ein Ende und meine drei Monate hier im Südhang neigen sich nun auch. Letzte Bilder aus meinem Atelier, ehe ich es wieder leer räume und es einer nächsten Künstlerin oder einem nächsten Künstler überlasse. Gerne würde ich es zwar auf Rollen setzen und es mit nach Berlin nehmen.
Schön war's hier im Kutscherhaus zu arbeiten. Aber wie alles Schöne - es lässt sich nicht festhalten, sondern nur im Herzen bewahren.
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23.02.09 Impressionen von der Finissage. Gut 50 BesucherInnen waren dabei, mein Film kam gut an und der Apéro war hervorragend. Dank Brigitte gibt's auch ein paar Fotos davon, vielen Dank.
22.02.09 Am Bild In Memoria K.H. gemalt. Es ist grau und nass und kalt draussen
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21.02.09 Endlich haben wir uns Daniel Liebeskinds Westside in Bern-Brünnen angeguckt. Seine Handschrift ist, wie ich finde, auch hier gut zu erkennen. Die Kombination von Stahl, Glas und Holz überzeugt, finde ich. Der Konsumtempel an sich aber lässt mich kalt.
Mir ist der Reiz von solchen Shopping-Malls nicht ersichtlich. Auch das Multiplexkino ist wie jedes dieser Spezie: technisch klasse, bequem und dennoch so was von überflüssig, da stimmungslos und steril. Da lob ich mir unser Monoplex in Kreuzberg. Der Film, Gus van Sants MILK, aber ist sehenswert. Hätte grosse Lust mir den oscargekrönten Dokumentarfilm
THE TIMES OF HARVEY MILK nochmals anzusehen. Während ich diese Zeile schreibe bekommt Sean Penn ja vielleicht gerade einen Oscar dafür verliehen....
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18.02.09 Hier seht Ihr was in den letzten Tagen so an Künstlerischem in meinem Atelier entstanden ist. Zunächst ein Holzschnitt "Winter in Kirchlindach". Leider hatte ich nicht die richtigen Buchdrucker- bzw. Offsetdruckerfarben dabei. Also habe ich Linolschnittfarben mit Ölfarben angereichert. Das Schneiden in Holz macht mir einfach sehr viel Spass.
Und da es seit Tagen wieder Schneit eine kleine Schneezeichnung. Chinese, Tasse oder einfach: Schneegesicht?
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Ich liebe das Arbeiten mit Techniken, in denen die Resultate sich nicht voll bestimmen lassen, sonderen vor allem der Zufall mit produziert. Klar, das gibt auch viel Ausschuss, aber für mich ist das der eigentlich kreative Akt und ein solches Arbeiten kommt dem Meditieren sehr nahe. Weil die Aufmerksamkeit ganz dem Jetzt und dem Hier gilt.
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Aus den Flausen des Augenblicks weben sich Netze und stellen sich Bezüge her.
Hier "Art Spiegelmans Maus is visiting" und Ausschnitte aus "Metamorphosen"
15.02.09 da mein linkes Auge entzündet ist, habe ich seit gestern Bettruhe und "Stubenarrest" verordnet bekommen. Gestern war ich dann auch schön brav, heute aber rumgepuschelt und im Netz gesurft. Abends gab's dann kalt gegarten Fisch und einen gemeinsamen Spiele Abend mit Marianna und Othmar und dem Schweizer "Anno Domini". Zum Abschluss dann noch die aktuelle Kabaret Sendung Giaccobo Müller hier kann man die Sendungen online gucken
Und wie Mike Müller richtig bemerkte, in der SVP ist die Skala nach unten weiterhin weit offen. Davon könnt Ihr Euch selbst mit dem neusten Plakat der SVP Bremgarten überzeugen. Übrigens Bremgarten ist hier gleich um die Ecke.
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12.02.09 Gemalt und über den Buchtitel von gestern siniert: "Shaolin: Du brauchst nicht zu kämpfen um zu gewinnen" da ist es wieder, das Wissen mich mehr mit geistigen Inhalten beschäftigen zu wollen. Gut, dass Marianna und ich gerade heute ins Kellerkino gingen. Ein sehr hübsches Kino, das mich doch sehr an unser RegenbogenKino erinnerte. Und der Film war überzeugend gut: DER PFAD DES KRIEGERS von Andreas Pilcher.
Ich konnte diesen Michael Notdurfter gut verstehen, auch wenn ich es natürlich ablehne Gewalt für das Gute und Richtige anzuwenden. Aber dass man aus Verzweiflung diesen Weg geht, kann ich irgendwie schon verstehen. Diese Ungerechtigkeiten auszuhalten ist ja nahezu unmöglich. Den Film kann ich wärmstens empfehlen. Mich daran erinnert, dass unsere Professoren in Fribourg uns vermittelten, dass auf jeden Schreibtisch eines ernst zu nehmenden Theologen bzw. Theologin neben der Bibel Marxens Kapital und eine Tageszeitung gehört.
Nur wenn Glaube und Kirche in dieser Welt verwurzelt sind haben sie ihre Berechtigung. Im Anschluss an den Film bot mir Marianna eine kleine Kneipenführung durch Bern.Im Kornhauskeller sind wir dann eingekehrt und haben noch lange über den Film geredet. Leider sind meine Bilder vom Kornhauskeller zu duster geworden. Aber das ist ein so beeindruckender Ort. Hervorgegangen aus einem Zunfthaus steht er unter Denkmalschutz. BernbesucherInnen sei er ans Herz gelegt.
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11.02.09 Spaziergang nach Bern mit dem Zweck auch 200 Schildchen anzubringen. Noch keine weitere Reaktion auf die Schildchen. Abends dann im Kino LET'S MAKE MONEY von Wagenhofer angesehen. Was ist das nur für eine Welt, wo wir an Überdruss sterben und soviele an Hunger leiden? Das von den Wirtschaftskillern hat mich am meisten geschockt. Der Rest, na gut, eigentlich alles bekannt und doch tut sich nichts zum Besseren.
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10.02.09 Ich bin ganz glücklich über die neuen Ölfarben, auch das Weiss schmiert sich so weich, fein und gut. Damit ist der zweite Aufstrich der Originalgrafik für die FilmPoesie fertig gestellt. Fehlt also nur noch das Blau des Himmels. Wie passend, denn es ist wahnsinnig stürmisch heute. Es windet sogar in mein Atelier rein.
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08.02.09 Was für eine Überraschung. Marianna und Othmar haben mich zu einem Ausflug eingeladen. Dem Ticket war nur zu entnehmen, dass wir 10 Tarifzonen durchfahren werden, nicht aber, wo es genau hingehen soll. Als wir dann nach einer schönen Fahrt in Eschholzmatt im Entlebuch dem Zug entstiegen war es mir klar: Wir würden die legendäre Küche von Stefan Wiesner, dem "Hexer aus dem Entlebuch", besuchen. Ich konnte es kaum glauben und war ganz aus dem Häuschen. Ein so tolles Geschenk, unfassbar! Das Gourmet Winterrezept steht unter der Thematik der heiligen drei Könige, den eigentlichen Magoi, die
Geschenke zum Jesuskind brachten. Die Geschenke von Stefan Wiesner an uns sind deshalb dann auch: Weihrauch, Gold, Myrrhe, Jaspis (Quarzstein), Parfüm (Bay), Schwarzer Pfeffer, Safran und Trüffel. Jeder Gang wird begeleitet von einem exkusiv zur Speise ausgewählten Wein und fachkundig mit Erleuterungen vom "Hexer" persönlich eingeleitet. Und schon die ersten beiden Vorspeisen waren ein Traum:
Ein Sternenbild aus Schwarzwurzelsuppe mit Ingwer, Weihrauch und Jaspis-Quarzsteinen. Pralinen bestehend aus Schwarzwurzelmark, Mandelmehl, Schwarzwurzelchips, dazu Jaspissteinen und getrocknete gemahlene Schwarzwurzelhaut. Jaspis bedeute, erklärt uns Stefan Wiesner, Willenskraft, Mut, Standfestigkeit und Dynamik.
Es folgte ein Parfüm aus Störfischfiletstreifen kalt gegart im Limettensaft, Rum und Bay. Gedünstete Jungzwiebeln, karamellisierten Bourbon-Vanille-Kartoffelpüree, in Kaffee marinierten Orangenstücken, im Ofen gebackene rote Kartoffelchips und Kohlensalz. Dabei ist das Parfüm der Zauber.
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Mit Myrrhe geräuchertes, mit schwarzem Pfeffer gewürztes und im Ofen gebackenes Maisgriesgnocchi. Ragout aus Steinpilzen, getrocknete Birnen und Baumnüsse (Wallnüsse). Mit Sauerrahm, Tannenhonig, getrockneten, gemahlenen Basmatireis und Gold (18 Karätiges Goldplättchen). Pfeffer war früher so kostbar, dass es zeitweilig mit Gold aufgewogen wurde. Und es war schon irre echtes Gold zu verspeisen. Wahnsinnig kann ich eigentlich nur dazu sagen.
Und weiter gings mit der letzten der Vorspeisen: Ein Kardonenflan mit geröstetem Ulmenholz, Sardellensauce, gesalzener Kaper, Sprienzschaum und frittiertem Stangensellerieblatt. Mit geschmorter orangefarbener Paprikaschotensauce, schwarzen Oliventapenade und Knoblauchcoulis. Kardone ist eine in der Region von Genf beheimatete Art von Artischocke. Das Knoblauchcoulis war beeindruckend und das gesamte Flan ein Traum von Geschmackserlebnis. Nach Stefan Wiesner stand diese Vorspeise als ein Geschenk für Maria und Josef.
Als vegetarische Hauptspeise servierte Stefan Wiesner eine Serviettenknödelroulade mit Wirsing und Zitronenthymian gefüllt, dazu Safran-Stachys, Rucchereduktion, Heidelbeervinaigrette und Wirsingstreifen. Stachis sind eine Art Topinambur nur viel kleiner und viel, viel feiner. Zeus habe angeblich auf einem Bett aus Safran genächtigt und bereits die Phönizier hätten Safran als Gewürz verwendet. Vermutlich kam er über Indien zu ihnen. Und schon in der Antike galt er als ein Luxusartikel.
Als erster Dessertgang wurde eine Käseplatte eingeschoben. Diese bestand aus unzähligen Leibern von Käsen, sortiert nach Geissen- (Ziegen), Schaf-, Büffelmilch und Kuhmilchkäse und in der Alterung gestaffelt. Zu jedem Käse erzählte Herr Wiesner wo er herkommt und wie alt er ist und welche Besonderheit ihn auszeichnet. Da fiel die Auswahl doch ganz schön schwer.
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Ausgewählt hatte ich dann aus der Vielzahl an Käsen einen mehrfach ausgezeichneten Blauschimmelkäse, einen vier jährigen Emmentaler, einen alten Greyerzer, einen Geissenkäse (Ziegen) und einen Kuhmilkäse aus unkontrollierten Bakterien. Dazu wählte ich Wiesners berühmten Holzkohlensenf und eine sehr leckere Milchkonfitüre. Auch dieser Käsegang führte ins Reich der Träume.
Als Nachtisch servierte Stefan Wiesner dann ein Lavendel-Joghurtglace (Eis) mit geflammten Trüffelbaiser, (regionaler Winter bzw. Burgundertrüffel), Myrtesauce, Kreuzkümmelöl, gerösteter Kreuzkümmel und Rosmarin-Merinquesand. Und ich schmilze fast dahin....
Zuguterletzt gabs einen Kaffee bzw. einen Espresso mit einem kleinen Schokoladengugelhöpfchen und eine persönliche Verabschiedung vom Chef selbst.
Damit ging ein wundervoller Tag zuende. Und es ist mir ein Bedürfnis, mich bei Marianna und Othmar auch hier öffentlich noch einmal für diese Überraschung und dieses unbezahlbar wervolle Geschenk zu bedanken. Vielen Danke Euch beiden!
Für alle, die Stafan Wiesners Küche selbst kennenlernen wollen, was ich Euch allen nur anraten kann, sei hier der Link zu seinem Restaurant Rössli in Eschholzmatt angefügt: Stefan Wiesner (und natürlich gibt es auch ein Menue mit Fleisch)
Das Nostalgieskihäuschen auf dem Rückweg nach Kirchlindach musste dann noch Eingang in meine Auseinandersetzung um Heimat finden.
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06.02.09 Mit den neuen Ölfarben die erste Farbschicht der Originalgrafik "Abendrot über Kirchlindach" aufgetragen. Danach Schildchen ausgebracht und zum erstenmal eine ablehnende Reaktion eingefahren. Ein Häuslebsitzer in Oberlindach drohte mir ein kostenpflichtiges Entfernen lassen des einen Schilchens an seinem Zaun. Während ich erfolglos versuchte ihn in ein Gespräch darüber zu verwickeln, was für ihn als Oberlindacher Heimat sei, stellte ich mir innerlich den verdutzten Polizisten vor, wie der, vom Häuslebesitzer gerufen, das Papierschildchen entfernen sollte.
Vielleicht hätte ich es darauf ankommen lassen sollen. Aber ich will ja zur Freude und Kommunikation anregen und nicht Unmut und Ärger hervorrufen. Also habe ich das eine Schildchen abgemacht und es 200 Meter weiter wieder angebracht. Hoffentlich gehört dem Typen nicht ganz Kirchlindach. Ein super anhänglicher und sehr schöner Schäferhund ist mir fast den ganzen Weg gefolgt und konnte nicht genug an Streicheleinheiten bekommen. Warum ich ihn nicht fotografiert habe, bleibt mir selbst ein Rätsel, denn es war sehr schön mit ihm durch den Wald zu ziehen.
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04.02.09 Von Kandersteg über den Winterwanderweg zum Gemmipass durch eine zauberhafte Bergwelt. 160 orange "Heimat ist... Schildchen" haben ihren Platz gefunden und machen die ganze Wegstrecke zu einem Poetischen Ort. Ich hoffe, es wirkt nicht zu prätentiös die Berge im klassischen schwarz-weiss porträtiert zu haben. Aber wie soll man diese traumhaften Natureindrücke sonst festhalten als in schwarz und weiss?
Zu leicht führt das Bunte zu einer Verkitschung, wo es doch eh kaum zu glauben ist, dass man sich real in einer solch imposanten, beeindruckenden Landschaft aufhalten kann. Um die Gefahr einer billigen Romantik zu bannen und weil es mich immer wieder aufs Neue beschäftigt, habe ich auch die Elektrifizierung der Alpen ins Bild gesetzt. Was für eine Leistung der Ingenieurskunst solche Hochspannungsleitungen durch den Alpenraum zu ziehen? Wieviel Schweiss und Blut wurden hier
in schwindelerregender Höhe gelassen? Ich schätze mehrheitlich von Menschen, die hier verniedlichend und irritierenderweise als "Gastarbeiter" bezeichnet werden. Ende der 50er und bis weit in die 70er Jahre hinein wohl vor allem italienische Migranten, die mit ihrer Muskelkraft die elektrische Moderne in die Bergwelt brachten. Mein Vater hätte einer der ihren sein können, wäre er nicht in St.Gallen gelandet. Und wie selbstverständlich heute Strom in jedem Krachen ist?
Und wie ewig gleich sich die rassistischen Vorurteile in der Debatte um Migration wiederholen? Waren es früher in der Schweiz die Italiener, so sind es heute die Albaner und neu die Rumänen und Bulgaren, von denen sich die SchweizerInnen in ihrer Kalenderblattlandschaft bedroht fühlen. Am Sonntag wird abgestimmt. Auf halber Strecke findet sich das Gasthaus Schwerenbach. Hier würde ich gerne einmal nächtigen. Und von der Gemmi, wo sich eine betörende Sicht auf die Walliseralpen mit Matterhorn und dergleichen weiteren Kletterparadiesgipfel auftut, steht in verfallener
Pracht das ehemalige Hotel Wildstrubel. Wieviel attraktiver dieses doch ist als das 300 Meter weiter links neu errichtete Plattenbauartige neue Selbstbedienungsrestaurant? Welche Geschichte verbirgt sich in diesen beiden Bauten? Aber mein Ausflug in die Alpen endete erfreulicher als mit Grübeleien zu Aufstieg und Niedergang einer Hoteldynastie. In den bewegenden Ausblick auf die Alpgipfel des Wallis zog ein Bartgeier seine Kreise. Zum Greifen nah schienen mir seine weiten Schwingen - ich war nur zu langsam mit dem Fotoapparat.
Unglaublich schön, so ein Tier so nah gesehen zu haben. Seinen halb bepelzten rötlichen Bauch werde ich nicht so schnell vergessen. Gut dass es nach der Ausrottung der Bartgeier Ende des 19. Jahrhunderts nun wieder ein Bartgeier Ansiedelungsprojekt gibt. Ein letzter Blick hoch zur Gemmi von Leukerbad aus. Hoch droben wird der Bartgeier, so hoffe ich es, noch lange seine Kreise ziehen, während ich schon an einer Abhöranlage - oder was soll es sonst sein - ins Tal hinunter fahre. Leukerbad ist mir zu protzig und kitschig zugleich. Interessanter schiene mir eine Erkundung des alten Städtchens Leuk. Doch mein Zug
fährt und bringt mich über Visp zurück nach Bern. Der neue Lötschbergtunnel, auch er ein Zeuge fortgeschrittener Ingenieurskunst. "Ade du schöne Bergwelt", möchte ich da noch in das Dunkel des Schachtes werfen....
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03.02.09 Die ersten 100 "Heimat ist...." Schildchen sind in die Welt getragen und angebracht worden. Innerhalb kurzer Zeit motivierten sie zu diversen Gesprächen. Genau das hatte ich beabsichtigt. Schön zu sehen, dass das klappt.
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31.01.09 Mit meiner Mama und Hedy im La Pasta in der St.Galler Kugelgasse. Selbstgemachte Nudeln vom allerfeinsten gibt es hier.
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27.01.09 heute, dem Holocaust Gedenktag, bei eisiger Kälte, aber hellem Sonnenlicht den vierten Poetischen Ort zu den Filmen CHERE CATHERINE und VACANCES AU PAYS installiert. Dabei auch an Frieda gedacht. Dem armen Tierchen geht es ganz schlecht und ich mache mir Vorwürfe es im Stich gelassen zu haben. Ich sah mich schon in den Zug steigen und gen Berlin fahren. Doch vorerst gibt es Entwarnung. Barbara kümmert sich liebevoll um das kleine Wesen. Da passt meine Installation ja nicht nur für die
beiden Filme, sondern gleich auch für mich. Denn Dreamcatcher helfen, wenn Heimat Albträume birgt.
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24. und 25.01.09 schon fast ist auch dieses Filmfestival wieder vorbei. Darum schon fast ein Rückblick: Spazieren im Kalenderblatt der hübschen Altstadt von Solothurn, Rencontre Lea Pool und sie selbst bei der Präsentation ihres Filmes MAMAN EST CHEZ LE COIFFEUR in der Reithalle. Und abends dann das Bundeshaus bei Nacht. Aber hier die Filme, die ich sehen durfte, Perlen darunter auch diesesmal:
MÄHEN - WETZEN - DENGELN von Bertilla Giossi führt mit Witz und Charme die Mähtechnik mit der Sense vor und ist zugleich ein Dokument der rätoromanischen Kultur in der Schweiz. Worin man doch überall Experte sein kann. Da weiss einer über alle möglichen Sensenformen in der Schweiz bescheid.
UN PETIT COIN DE PARADIS von Jacqueline Veuve porträtiert einen ausgestorbenen Weiler im Wallis, der mit neuem Leben erfüllt und zu einem ökologischen generationenüberschreitenden Dorf ausgebaut wird. Hier gibt es den Trailerzu sehen
JÜRG HITZ - BUCHBINDER IM MIKROKOSMOS von Marius Stricker. Ein kleiner No Budget Film über einen Mann der seine Passion gefunden hat. Weit übers Buchbinden hinaus geht seine Liebe zu Bücher. Er gestaltet einfach alles mit Papier. Und sagt vielleicht den schönsten Satz des Festivals in dem er sinngemäss seinen Lieblingsautoren Mark Twain zitiert: "Lebe jeden Tag so als ob er der schönste wäre". Wie weise.
BASSIONA AMOROSA von Pawel Siczek ist ein super langweiliger Film über eine super interessante Musikergruppe, nämlich ein Kontrabass Ensemble. Hier gehts zu der Bassiona Amorosa Webseite
LA MECANIQUE DES ANGES von Alain Margot porträtiert einen Magier der Mechanik. Ein Seelenverwandter von Tinguely ist dieser Künstler Francois Junod. Hier gehts zur Webseite des Films und hier zur Webseite Francois Junods. Bei beiden gibt's viel zu sehen und hören.
ISA HESSE RABINOVITCH von Anka Schmid gehört zu den besten Filmen, die ich in Solothurn gesehen habe. Nicht nur dass der Film ansprechend und anspruchsvoll gemacht ist, nein, er lebt vor allem von dieser beeindruckenden Filmpionierin und Künstlerin Isa Hesse Rabinovitch. Gut, dass der Dokfilm zusammen mit Filmen von Isa Hesse Rabinovitch in die Kinos kommen wird. Hier gibt's eine Bio-Filmographie und hier geht's zur Webseite der Filmproduktion.
SCHAHADA - VOM SUCHEN, FINDEN UND GLAUBEN von Eliane Nater und Daniel Egenolf. Das einfache und schlichte Porträt einer Schweizerin die zum Islam konvertiert und dabei emanzipiert bleibt. Eine echt überzeugende Frau, auch wenns mir schwer fällt zu verstehen.
CHANTAL MICHEL - KÖRPER ALS INSZENIERUNG UND IRRITATION von Alain Godet zeichnet ein berührendes Bild der jungen Berner Künstlerin Chantel Michel. Hier geht's zur Seite der Künstlerin Chantal Michel Eigentlich habe ich es ja nicht so mit Körperkunst, aber was die Frau da macht hat mich doch beeindruckt. Ein Merkwürdig faszinierender Übergang zwischen malerei und Fotografie entstaeht hierbei.
MOUVEMENTS DU DÈSIRE von Léa Pool wieder gesehen wieder begeistert. Léa Pool ist und bleibt meine Lieblingsregisseurin. Wie genau sie beobachtet und Gefühle, die ganz leisen und kleinen, die im innersten verborgen sind, zum Ausdruck bringen kann, fasziniert mich immer wieder aufs neue.
HEAVEN von Mohcine Besri zeigt die merkwürdigen Jungsfreundschaften, die zu einer Massenvergewaltigung führt. Mag sein, dass das ein guter und wichtiger Film ist. Ich jedenfalls mags nicht sehen, immer diese verlorenen hoffnungslosen und gewalttätigen Jungs. Mag sein dass es die Umstände sind, mag auch sein, dass man sich um sie kümmern muss. Mir jedenfalls gehen sie nur auf den Senkel.
ZUFALLBRINGEN von Dennis Ledergerber habe ich spät nachts eigentlich nur noch besucht, weil der Film in St.Gallen spielt und ich ein paar Bilder aus meiner Heimatstadt sehen und einen vertrauten Dialekt hören wollte. Aber nach 20 Minuten habe ich das Kino verlassen. Diese perfekte ohrendröhnenden Bilder genügten mir nicht. Schön erzählt und schön geschnitten, aber das reicht nicht. Denn die Geschichte, die erzählt werden wollte, ging unter in schon so oft gesehenen und Drogenergüssen. Das hatten wir alles schon in den 70ern und 80ern. Unterlegt mit Techno und dergleichen Gedröhne brauchte ich dann nicht mehr.
Was junge Leute immer wieder an Drogen so fasziniert. Alter Hut möchte ich dazu sagen. Gibt's denn wirklich nichts interessantes, was junge Leute erzählen wollen und worüber sie nachdenken? Doch, das bewies mir dann mein letzter Film in Solothurn.
NO MORE SMOKE SIGNALS von Fanny Bräuning ausgezeichnet mit dem Jurypreis. Ein wirklich sehenswerter Dokfilm über das Indianer Reservat Pine Ridge. Ästhetisch und Politisch ein wichtiger Film, gut dass es FilmemacherInnen gibt, die was zu sagen haben. Mögen sie gehört und gesehen werden. Hier gibt's die Seite zum Film NO MORE SMOKE SIGNALS inklusive dem Link zum Livestream vom Radio Kili - Voice of Lakota.
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23.01.09 Nun aber zu den Filmen:
CITADELLE HUMANITAIRE von Frédeéric Gonseth berichtet über die Mission des Roten Kreuzes in den 60er Jahren im Bürgekrieg von Jemen und zeichnet zugleich ein berührendes Porträt über den "Friedensmacher" André Rochat, der am Ende geopfert wurde. Und damit die Vorgeschichte zur Gründung der Ärzte ohne Grenzen bot. Hier findet Ihr den Link zum Film CITADELLE HUMANITAIRE Da gibts Bildmaterial, Hintergrundsberichte und Bilder.
Eine betörende Landschaft, Archivaufnahmen und sehr, sehr viel Menschlichkeit.
LA MARCHE DE REENA von Fiorella Castanotto. Für etwas mehr als einen Dollar pro Tag schleppen die Salzernterinnen im südindischen Marakanam 25kg schwere Körbe Salz hin und her. Gut eine Tonne haben sie jeweils bewegt am ende eines Tages. Barfuss stapfen sie in die Salzberge, das Trinkwasser ist knapp. Was für unmenschliche Arbeiten es gibt. An sie werde ich denken, wenn ich demnächst wieder den Salzstreuer hebe. Hier ein Link zu einer PDF Seite: LA MARCHE DE REENA
NIEMAND NICHT WEISS von Severin Kuhn ist mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet worden. Kuhn porträtiert zwei abgewiesene Asylbewerber in der Schweiz. Ein Heimatfilm der besonderen Art. Denn die wunderbare Bergkullisse des verschlafenen Bündnerbergdorfes Valzeina birgt keine Idylle, sondern die Tragik der Zivilisation, die eigentlich Migration heisst, aber nicht sein darf. Die beiden aus dem Iran geflohenen Ali und Rachid sind zum nichtstun in der Abgeschiedenheit verurteilt und der Willkür der Ausländerpolizei ausgeliefert. Rachid fasst die ganze Dramatik zusammen: "Die Gefangenen haben keine Freiheit aber Rechte, wir leben nicht hinter Schlössern, haben also Freiheit, aber keine Rechte".
Wer nur hat sich diese Absurdität eines Abschiebelagers in den Bergen ausgedacht? Hier der Link zuNIEMAND NICHT WEISS Und hier ein Link zu einem Verein, der mit den Abgewiesenen arbeitet und zeigt, dass es auch in der Schweiz noch Menschen mit Anstand und sinnvolle Aufgaben gibt: Verein Miteinander Valzeina. Hier gibts ein Schweizer Fernsehbericht darüber, dass sich das Dorf mit den abgewiesenen AsylbewerberInnen solidarisiere, ein Verdienst des Vereins Miteinander: Rundschau vom 13.02.08
THE PRISON AND THE PRIEST von ARmin Menzi und Ivo Kummer begleiten den St.Galler Pater Peter Meienberg. Er arbeitet seit bald 50 Jahren in Kenjya und hilft Menschen in Gefängnissen Beistand. Ja er sei schon ein wenig naiv, meint er über sich selbst. Er würde nämlich erst einmal allen Menschen glauben, was sie ihm sagen würden. Und wenn sich bei 10 bis 15 Prozent rausstellen würde, dass sie ihn angelogen hätten, würde ihn das nicht kümmern, denn er tue seine Arbeit für die anderen 85 Prozent, denen tatsächlich Unrecht geschehen sei. Wie wahr und wie sinnvoll! Chapeau! Und so gesehen gibt es noch soviel zu tun gegen all die Ungerechtigkeiten dieser Welt und
die menschenunwürdigen Lebensbedingungen von Menschen, die unschuldig oder auch schuldig geworden sind, anzuprangern. Am 8. Februar 09 zeigt das Schweizer Fernsehen SF1 diesen Film im Rahmen von Sternstunde Religion. Hier eine ausführliche Besprechung und hier ein Link zur Faraja Trust der von Meienberg gegründeten Hilfsorganisation
LA DÉLOGEUSE von Julien Rouyet läutet meinen Spielfilmabend ein und ist ausgesprochen witzig und sehr gut gespielt. Stéphanie die Hauhaltshilfe einer arrivierten Anwältin richtet sich nach und nach in deren gutbürgerlichen Haushalt ein und übernimmt die Kontrolle des Hauses. Die Begegnung der beiden Frauen ist aufs feinste inszeniert und gespielt.
MAMAN EST CHEZ LE COIFFEUR von Lea Pool, meiner erklärten Lieblingsregisseurin ist ein wunderschöner coming of age Film. Ein Genre, das eigentlich nicht zu meinen Favoriten zählt. Aber mag es sein, weil dieser Film in den 60ern spielt und meine Kindheitserinnerungen weckt, oder weil bei Lea Pool die Geschichte aus der Sicht des Mädchens erzählt wird, oder auch einfach nur, weil sie es versteht die Details so liebevoll und genau nachzuzeichnen, wurde auch dieser Film für mich zu einem grossen beglückenden Kinoerreignis. Im Kino gewesen, gelacht und geweint, kann ich da nur sagen und glücklich zu Bette gehen.
Auch wenn EMPORTE-MOI und ANNE TRISTER meine beiden Lieblingsfilme von Lea Pool bleiben werden. Noch kein Film hat mir von ihr nicht gefallen. Überhaupt wirkt Lea Pool auch in Realität ausgesprochen sympathisch. Schade nur, dass es hier in Solothurn keine Filmgespräche nach den Vorstellungen gibt. Und natrülich war ich wieder nicht mutig genug, sie persönlich anzusprechen. Was hätte ich ihr auch sagen sollen und in welcher Sprache? Hier gibts Bilder und Trailer
23.01.09 Solothurner Filmtage 2009. Ich bin nun also in Solothurn und es regnet in Strömen. An Bilder machen ist nicht zu denken. Darum Bilder von der Festivalorganisation. Die Ganze Stadt ist übrigens eine einzige Baustelle, aber alles ist gut ausgeschildert und ich freue mich darauf die nächsten Tage im Filmrausch zu verbringen. Heute Abend dann der neuste Film von Lea Pool.
Im Zug in einer der zahlreichen überflüssigen gratiszeitungen der Schweiz gelesen, dass Michelle Obama bei der Inauguration ihres Mannes ein grünes Kleid aus St.Galler Spitzen getragen haben soll. Weltbewegendes für meine kleine Heimatstadt.
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22.01.09 endlich wieder auf den Beinen. Zwar huste ich noch, aber es geht schon wieder. Und was für ein Tag! Die Sonne wärmt und erschafft mir mein Wunschbild von Heimat. Endlich auch einmal den schönen Berner Sennenhund fotografiert. Würde ich mir einen Hund zulegen müssen, würde meine Wahl auf so einen fallen. Derweil denke ich an meine kleine Frieda, der es gesundheitlich leider wieder schlechter geht. Anlässlich der spirituellen Therapiesitzung von gestern zum Thema Heimat habe ich heute versucht, ein Bild für den Begriff Heimat zu finden und mein Verständnis davon in einer Installation auszudrücken
"Verwoben ins Gestern und Morgen, verstrickt in Inklusion und Exklusion: Heimat". Morgen geht es dann nach Solothurn an die Filmtage. Ich bin gespannt welche Filme ich dort zu sehen bekommen werde und freue mich auf den neusten von Lea Pool.
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14. bis 18.01.09 Nachts auf dem Basler Bahnhof ist was los und es ist sau kalt, hier beim Warten auf meinen nächtlichen Zug hole ich mir eine Erkältung. Von einer Bärenstadt in die nächste. Und was sieht man als erstes, wenn man auf dem neuen Hauptbahnhof von Berlin einfährt? Die Schweizer Botschaft mit Schweizerfahne: Berlin. Dann steht die FilmPoesie Aktion an. Durchs nächtliche Berlin gehts dann zum Literaturhaus. Ich bleibe meinem Thema treu: Eine Lesung mit Yoko Tawada und Hiromi Ito - zwei japanischen Dichterinnen, die in der Fremde schreiben. Wie beeinflusst die Fremde ihr Schreiben?
Zum Frühstück gehts dann ins Barcomi's, ein amerikanischen Café mit genialen Bagel, Aufstrichen und Torten. Auf dem Weg zur Geburtstagsparty kommen wir in Kreuzberg 36 an einem neuen Schweizer Restaurant vorbei. Die Schweiz ist am kommen, scheint es. Nach der Party zeigt mir Barbara mein neues Fahrrad, das sie mir zusammenschraubt, während ich in Kirchlindach Kunst mache. Es sieht genial aus, finde ich und bin sehr glücklich darüber. Vielen Dank meine Liebste! Und dann noch zwei Impressionen aus dem nächtlichen Berlin. Die Stadt als Buch, das zu lesen ist, gefällt mir so gut
und bei all meiner Sehnsucht nach dem Lande und den Bergen, ich muss erkennen, ich bin eine Städterin. Auch eine Pressevorstellung der Berlinale MENTAL nehme ich mit und bin angetan von der japanischen Dokumentation eines Zentrums für psychisch Krnake in Japan.
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12.01.09 Heute machte ich mich daran den dritten Poetischen Ort umzusetzen. Nach der nebelgrauen Woche fürchtete ich mich davor schon fast ein wenig. Doch was für ein Glück, die Sonne schien. So machte das Anbringen der Kraniche in luftiger Höhe weit mehr Freude und überhaupt hebt der Sonnenschein meine Stimmung. Nun also sind die schrägen Vögel im Südhang gelandet und verweilen bis sie wieder abheben werden.
Und ich werde morgen auch auf Reise gehen. In mein geliebtes Berlin. Mal schauen, ob und was ich von dort berichten werde. Spätestens am 19. Jänner gehts dann hier in Kirchlindach wieder mit dem nächsten Film weiter und in Berlin werde ich u.a. mit dem Nähen der FilmPoesie beschäftigt sein. Und alle, die Sung-Hyung Cho's wunderbaren Heimatfilm Film FULL METAL VILLAGE noch nicht kennen, finden hier einen Trailer: Trailer zum Film
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08.01.09 Lange bevor ich das Atelier bezog, erfüllte mein Ateliervogel es mit Leben und beflügelt seither meine Phantasie. Heute war es dann soweit, dass es ihn in die Ferne zog. Als Schatten bleibt er noch auf dem Boden meines Ateliers, aber er selbst fliegt der Sonne entgegen und findet seinesgleichen. Ihn, das hübsche grüne Vögelchen vor der Tür und das Kirchlindacher Abendrot muss ich in meine Carte Blanche aufnehmen. Ihr und der FilmPoesie wird meine Aufmerksamkeit in den nächsten Tagen gelten....
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07.01.09 Zum Apéro geladen zum 10 jährigen MitarbeiterInnen Jubiläum. 12 der vor 10 Jahren anlässlich der Klinik Erweiterung / Teileröffnung neu angestellten MitarbeiterInnen sind noch dabei und werden heute mit einem Blumenstrauss geehert und bedankt. Herr Mächler, der Leiter der Klinik, gibt einen Rückblick über jene Zeit, wo mehr neue MitarbeiterInnen angefangen hatten als bereits beschäftigt waren. Seither ist die Klinik weiter gewachsen und ich habe den Eindruck, dass an diesem Ort
sehr viel stimmt. Die Vorsitzende der Südhangstiftung stellt die Ehrung unter eine Aussage von Mahatma Gandhi. Die wirkliche Wahrheit ermesse sich daran, was man anderen Menschen Gutes getan habe. Und Herr Mächler erinnert an die Grundsätze, auf die die Klinik damals setzte: Wärme, Autonomie und Entwicklung. Grundsätze, die auch heute noch gültig und hilfreich sind. Und ich habe selten einen Arbeitsort erlebt, der mir so harmonisch und heilsam erschien, wie dieser Südhang. Ich bin sehr froh, glücklich und dankbar
diese Stimmung hier erleben zu dürfen. Da stellt sich fast so etwas wie geistige Heimat ein, womöglich ist das dieses "geistige Wurzelgefühl" als das Eduard Spranger Heimat definierte. Und ich höre wieder k.d. Langs "Hallelujah" und kann mich nicht daran satt hören. Soviele schöne Erinnerungen und Gefühle des Wohlergehens löst dieses Lied in k.d. Langs Interpretation aus, dass ich dahin schmelzen könnte.
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06.01.09 Langsam zeigen die Filme Wirkung. Menschen kommen ins Atelier und erzählen mir ihre Geschichten. Gestern erfreuten sich bestimmt 40 ZuschauerInnen an FULL METAL VILLAGE und bei den meisten kam er gut an. Mehrere PatientInnen waren sehr angetan vom Film und mir hat er auch aufs neue sehr gut gefallen. Meine Lieblingsszene habe ich oben eingefügt. Das Verzahnen verschiedener Kulturen funktioniert, so habe ich den Eindruck, wenn alle in ihrer Kultur drin echt und ganz sind.
Und ich habe einmal mehr gemerkt, wie gerne ich Kino mache. Die leichte Anspannung, wenn der Film beginnt, bis ich dann merke, dass er gut ankommt. Dann entspanne ich und kann den Film auch geniessen. So geht es mir eigentlich auch bei uns im RegenbogenKino in Berlin. Auch wenn ich den jeweiligen Film ja gar nicht selbst zu verantworten habe, möchte ich dass die ZuschauerInnen ihn ebenso lieben wie ich. Besonders dann natürlich, wenn ich eine eigene Reihe kurratiere. Man geht irgendwie eine persönliche
Verbindung mit einem Film ein. Und es ist ein bisschen so, wie Stefan Wiesner, der "Hexer aus dem Entlebuch", es auch über seine Kochkunst sagt, man gibt etwas von seiner Persönlichkeit auch wenn man Kino macht. Mehr natürlich noch, wenn's der eigene Film ist. Also insofern konnte ich mal wieder feststellen, dass ein Kino zu betreiben für mich so etwas wie Heimat ist. Mir ist ein bisschen, als ob ich die Kanzel (die Lust von ihr zu Predigen hatte mich u.a. ja damals zum Theologiestudium mitmotiviert) mit der Leinwand ausgetauscht hätte.
Die Einführungen und Moderationen - auch sie liebe ich beim Kino machen - sind ja auch so etwas wie eine Einladung ins Mitdenken und Einlassen. Und ich frage mich heute, während ich die Kraniche bastelte, ob es der Poesie- oder Kunsttherapie vergleichbar schon einem filmtherapeutischen Ansatz gibt. Wenn nicht, müsste er eingeführt werden. Denn mit Filmen kann man an die Gefühle ran kommen und man kann zugleich über sie reden ohne sie selbt ansprechen zu müssen.
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03.01.09 Zu Fuss ging's heute früh morgens von Kirchlindach nach Bern. Eine wunderschöne Wanderung durch verschneite Wiesen und Wälder und über alte Holzbrücken. In Bern dann zuerst auf den Fischmarkt. Dort haben wir herrliche Zanderfilets gekauft, die wir morgen nach Jamie Olivers Räuchern in der Keksdose zubereiten wollen. Dann habe ich endlich Othmars hübschen Bioladen "Bio-Lino" im Fischermätteli besucht. Ein wirklich hübscher kleiner Laden, den ich allen Bern BesucherInnen empfehlen möchte.
Schöne Produkte, guter Service und eine sehr nette Bedienung. Danach klassisches Stadtbesichtigen mit obligatem "Lädele": Strassen rauf und Strassen runter. Mittenmang in einer unendlichen Masse an Leuten. Zu meiner erklärte Lieblingsgasse avanciert die Münstergasse (siehe Bild) gefolgt direkt von der Rathausgasse (fotografieren habe ich vor lauter Kälte vergessen). An diesen beiden Gassen gibts sehr hübsche kleine Buchläden, Antiquariate und Galerien. Und die Menschenmengen sind auch bedeutend
kleiner.Bevor ich dann ins Kino, das Cine Movie, ging noch ein ausgiebiger Stopp in der Berner Buchhandlung Stauffacher. Ein Paradies für BuchliebhaberInnen und für OrientierungsläuferInnen - denn das Gebäude ist dermassen verwinkelt, dass ich kaum mehr rausgefunden habe. Zuguterletzt dann endlich mal wieder ins Kino. Kein Film den man wirklich sehen muss, den man aber gut sehen kann (soviel Auswahl war hier nicht, dass ich mir was interessanteres aussuchen hätte können. Ab nächstem Donnerstag wird dann das Kinoprogramm in Bern besser)
Arnaud Desplechins Film UN CONTE DE NOEL habe ich mir eigentlich nur wegen Catherine Deneuve ausgesucht. Und das hat sich auch gelohnt. Sie war einmal mehr hervorragend. Und überhaupt fanden sich alle zu einem hervorragenden Ensemble zusammen. Erwähnt seien hier nur Mathieu Amalric und Deneuves Tochter Chiara Mastroianni. Einen Trailer zu diesem Wintermärchen findet Ihr hier: Trailer UN CONTE DE NOEL Und jetzt sind meine Beine und Füsse sehr schwer und ich sehr müde.
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31.12.08 Schneeflocken über Schneeflocken heute den ganzen Tag. So also präsentiert sich der Bundesrat zum Jahresausklang 2008. Derweil die SVP weiter ihr Unwesen treibt. Nach dem schwarzen Schaf entdeckt sie nun die schwarzen Krähen.
Man könnte meinen, diese Partei hätte ein Herz für Tiere. Aber dem ist ganz und gar nicht so. Die drei Krähen - das Plakatsujet mit dem die SVP ihren Abstimmungskampf gegen die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit mit der EU lanciert - stehen für Rumänien und Bulgarien. Also jene "Kreise im Ausland", die die Schweiz "attackierten" (so Toni Brunner, Parteipräsident der SVP und Nationalrat)
Diese seien gefrässig und aggressiv, würden sie doch andere Tiere vom Futtertrog vertreiben. Zudem seien diese Tierchen, die alle nur danach trachten die Schweiz heimzusuchen, hinterhältig, ganz so wie die Mehrheit der ParlamentarierInnen, die die Weiterführung und Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Rumänien und Bulgarien
in einem "Päckli" vors Volk bringen. Mit ihrem Nein am 8. Februar 2009 bekämpft diese SVP den mit der EU bestehenden freien Personenverkehr und setzt wegen der verknüpfung der Klausel die gesamten bilateralen Verträge aufs Spiel. Wie rassistisch und demagogisch diese rechtsradikale Schweizerische Volkspartei ist, lässt sich mit folgenden Zitaten und Passagen aus der heutigen Tageszeitung 'Der Bund' belegen.
So befördere die Ausdehnung des freien Personenverkehrs auf Rumänien und Bulgarien laut SVP den "Import der osteuropäischen Armut". Roma würden als "selbständig Erwerbende einreisen und hier Arbeiten verrichten wie Altauto-Handel, Scherenschleifen oder Schuhputzen". Deutschland werde, so die SVP weiter, "jetzt schon von osteuropäischen 'Ich-Unternehmen' überflutet, welche die Löhne ruinieren". Schlecht recherchiert
und instrumentalisiert kann ich da nur sagen. Denn die kritisierten und in Anspruch genommenen deutschen 'Ich-AGs' sind kein osteuropäischer Import, sondern Arbeitsmarktinstrument der vorgängigen Rot-Grünen Regierung. Desweiteren bezeichnen namhafte SVP VertreterInnen die beiden Länder als "Dritte Welt Europas", deren BewohnerInnen nur ein Ziel kennten "Auswandern". Auf diese rassistischen Argumente baut die SVP ihren ganzen Widerstand gegen
die Freizügigkeit auf. Sie bedeute laut Toni Brunner "Freipässe für kriminelle Ausländer, für unkontrollierte Einwanderung und Arbeitslosigkeit sowie für Asylmissbraucher und Scheininvalide". Deswegen warnt die SVP insgesamt vor "Lohndruck, Arbeitslosigkeit und Plünderung der Sozialwerke". Das alles ist heute im Bund nachzulesen und stellt die Meinung der stärksten Partei der Schweiz dar. Nein, das ist nicht meine Heimat!
Der Bund wartete aber am letzten Tag des Jahres nicht nur mit Horrormeldungen wie den obigen auf. Nein im Interview mit Markus Fäh, dem Autoren von "Schluss mit Jammern", gibt er mir und uns allen eine Anleitung an die Hand, wie wir gestaltend aktiv werden können und die als Grundsätze fürs neue Jahr gute Dienste tun: Denn Jammern sei "eine Sünde am eigenen Potential". Ebenso sei Jammern "eine bewährte Strategie von Leuten, die sich dem eigenen
Leiden nicht stellen wollen, sondern sich selbst gegenüber eine passive, fatalistische Rolle einnehmen". Und wer nicht im Begehren seine Lebendigkeit erfahren kann, könne auch in der Wunscherfüllung keine Befriedigung finden. Das ist doch ein hoffnungsvoller Ausblick auf ein neues Jahr, das gestaltet und gelebt und nicht erjammert werden will. In diesem Sinne erkenne ich, welches Glück ich habe, hier im Südhang drei Monate lang ein solches Atelier bespielen zu können
und einen so wunderbaren Raum der Stiller zur Meditation nutzen zu dürfen. In eben diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gutes aktives und lebendiges neues Jahr! Und damit noch ein Link auf eine sehr schöne und interessante Webseite (ein endloses Haiku und damit ein täglich wachsendes Lyrik Projekt) die neusten Zeilen von Franz Dodels Haiku, endlos
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30.12.08 Heute den ganzen Tag am Text und der Grafik für die FilmPoesie gearbeitet. Erste Ergebnisse seht Ihr oben. Ich war den Tag über recht nachdenklich und etwas angeschlagen. Denn einer der Patienten, einer der mich oft im Atelier besucht hatte, ist an Weihnachten verstorben.
Zwei Wochen bevor er sich in sein neues Leben - unabhängig und ohne Drogen - aufmachen wollte, wollte sein Herz nicht mehr. Sein Tod geht mir nahe und nach und ich bin noch nachdenklicher als sonst.
Wie gut in so einer Stimmung das Meditieren tut, durfte ich heute einmal mehr im Raum der Stille erfahren. Die Konzentration auf den jeweiligen Augenblick, das einfache Heben und Senken des Atems lässt alle Nachdenklichkeit heimkehren ins einfache Sein.
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29.12.08 Zurück in Kirchlindach überfällt mich sowas wie Heimweh oder Sehnsucht. Gepaart mit einem leichten Durchhängen. Zudem kratzt es mich leicht im Hals und ich bin gereizt und genervt. Arbeite ohne grosse Inspiration am Text für die FilmPoesie und hoffe, dass morgen meine Stimmung eine bessere ist.
Am Wetter aber kann es nicht liegen, es ist sonnig und wunderbar. Die Idee des Poetischen Ortes "Aus-blick" oder "Machen Sie sich ein Bild von Heimat" kommt in solchem Wetter gut. Aber selbst diese Bilder heben meine Stimmung nicht. Aber das war ja zu erwarten, dass es auch Phasen den Hängens und Bangens geben wird, wenn man sich
an fremdem Ort mit dem Thema Heimat beschäftigt. Vier der mannigfachen Aus-Blicke am zweiten Poetischen Ort illustrieren aufs beste: Wie man auf Heimat blickt, entscheidet was man als Heimat sieht. Zudem gabs heute eine wunderbare Sonnendämmerung. Rosa ist die Farbe Kirchlindachs, scheint mir.
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23. bis 28.12.08 St.Gallen Stadt meiner Kindheit
Ein wunderhübsches Städtchen dieses St.Gallen, Stadt meiner Kindheit. Ich streife durch die sonntäglich ausgestorbenen Gassen, sehe alte renovierte Häuser, die ich seit Kindertagen kenne und empfinde doch eher so etwas wie Fremdheit. Eine merkwürdig vertraute Fremdheit allerdings. Mit Heimat scheint das alles gar nichts zu tun zu haben. Ich suche alte Plätze auf, die mir einst viel bedeutet hatten und an denen ich entscheidende Momente meiner Kindheit oder Jugend erlebt hatte. Ich erinnere mich schwach nur und kaum ein Gefühl stellt sich ein. Da ist der Dom in all seinen imposanten und verschiedenen Perspektiven - Knipsobjekt all der vielen St.GallertouristInnen, mich eingeschlossen. Im Innern selbst hätte ich gerne die Kanzel fotografiert, aber ich habe mich nicht getraut die Andacht der Anwesenden mit meinem Blitzlicht zu stören. Diese Kanzel war es, die mich u.a. zum Theologiestudium angeregt hatte. Interessant auch, dass gleich beim Betreten des Klosterinnern sich der Gedanke blitzschnell einstellte, der mich früher schon begleitete und über dessen Eindruck ich in der Schulzeit einst einen Aufsatz verfasst hatte: Dieses Muster an Barockarchitektur trägt zuviel an hellgrünem Stuckornament. Das Rosane, Güldene und Grüne hebt sich nicht auf und findet nicht zur barockenen Ausgewogenheit, nein das Grün dominiert die Sicht und macht einen überdrehten barockeskenen Eindruck. Aber schön ist das Innere gleichwohl. Aber alles in allem stelle ich einmal mehr fest, dass mich familienerinnerungen und die persönlichen Vergangenheiten wenig interessieren. Und das ich, die ich über Erinnerung promoviert habe. Mir ist, als ob es unterschiedliche Konzepte von Erinnerung gibt. Die Politisch historische Erinnerung und die Kenntnis darüber, wie Erinnerungen und Vergangenheiten Theorien und Entwicklungen prägen finde ich hoch interessant, spannend und wichtig. Das ganze individuelle, persönliche Familiengedönse oder Vergangenheitsbetroffenheit dagegen langweilt mich im besten und nervt mich im schlimmsten Falle. Beschäftigen jedenfalls möchte ich mich mit letzterer auf keine Weise. Darum könnte ich heute, Weihnachten 2008 voller Überzeugung sagen "Heimat hat für mich kaum was mit dem Ort meiner Kindheit zu tun". Ist das eine traurige Tatsache oder einfach nur eine nüchterne Feststellung? Ich neige zu letzterem, gestehe aber dennoch die uneingelöste Sehnsucht nach so etwas wie Heimat ein.
Schön und fast in die Nähe von Heimat kam gestern Nacht ein Gesprächsausschnitt auf dem Schweizer Fernsehen. Markus Büchel, der frühere Präses im Blauring (und damit mein eigentlicher Motivator für das Theologiestudium), und heutiger Bischof von St.Gallen war im Gespräch mit einem Vertreter der evangelischen Kirche. Wie er über Glauben und Momente des Innehaltens sprach war mir sehr vertraut und ich hätte nicht erwartet, dass er als Vertreter des Klerus' diese weltliche Offenheit noch immer vertritt. Die Amtskirche scheint sich weiter entwickelt zu haben, als ich es ihr zugetraut hatte. Mit gepflegter Achtsamkeit - der buddhistischen Lehre des Vipassana - wird die Beschäftigung mit Vergangenheit oder Zukunft so was von Überflüssig, da man ja eh nur den Augenblick hat, sich zu bewähren oder zu versagen. "kommenlassen - zulassen - loslassen" oder "heben - senken - heben - senken" Und das ist weder an einen Ort noch an ein Gefühl gebunden. Vielleicht ist das Heimat, ganz tief innen Heimat.
Impressionen von St.Gallen: Mühlenenschlucht mit Mühleggbahn - dem Gründungsort von St.Gallen - Spaziergang über die Weihern mit Bodenseeblick und Schweizer Kuriositäten….. Wer Genaueres Wissen will, fragt nach.
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23.12.08 bei ziemlich nebliger Witterung habe ich den zweiten Poetischen Ort "Aus-Blick" oder "Machen Sie sich ein Bild von Heimat" zum gestrigen Film VA, VIS ET DEVIENS installiert.
Am heutigen Tag will auch ich den 90.Geburtstag von Helmut Schmidt nicht vergessen.
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22.12.08 Heute gleiste die Sonnen; wenn der Kalender nicht den 22. Dezember angegeben hätte, hätte man glauben können es sei Frühling. Leider lässt sich dieses schon wärmende Sonnenlicht mit meinem kleinen digitalen Fotoapparat nicht wirklich einfangen. Die wirkliche Schönheit müsst Ihr Euch denken und vorstellen.
Auch der Klangbogen wurde von der Sonne berührt und jetzt, wo die Äste wieder am austrocknen sind, klingt er auch schon wieder schön holzig. Einen möglichen Ort für den vierten Poetischen Ort zu den Filmen VACANCES AU PAYS und CHERE CATHERINE habe ich heute auch schon gefunden. Wer die potentiellen Orte sehen will, sieht auf der Unterseite zum Poetischen Ort vier nach.
Heute fand auch die zweite Filmveranstaltung statt. Vorführen mit 35mm Material macht schon viel mehr Spass. Aber es hat alles gut geklappt mit der super Digitalausstattung der Klink Südhang. Und vor allem kam der Film bei den fast 30 anwesenden ZuschauerInnen sehr gut an.
Man hätte eine Nadel fallen hören, so konzentriert folgten alle dem über 2,5 Stunden langen Film VA, VIS ET DEVIENS. Heimat und der Verlust von Heimat wird in diesem Film in so vielen verschiedenen Facetten angesprochen, dass man noch lange darüber nachdenken kann. Mit "Geh und Lebe" verdichtet dieser Film vielleicht aufs knappeste das, was Heimat bedeuten kann.
Morgen hoffentlich instaliere ich den Poetischen Ort zu diesem Film. Danach fahre ich nach St.Gallen, wo ich mit meiner Familie und FreundInnen die Weihnachtstage in meiner alten Heimatstadt verbringen werde. Leider wird Barbara derweil in Berlin sein, wo natürlich auch meine Gedanken mit sein werden.
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21.12.08 Das Paul Klee Zentrum wirkt nach und inspiriert mich zum heutigen Tagebild als auch zu einer kleinen Studie. Den Rest des Tages am Schneeberg Comic für den Wettbewerb des Comix-Festivals Fumetto in Luzern gezeichnet. Hier die
letzten beiden Panels aus dem einsitigen Comic. Gleich muss ich ins Bucherhaus rüber an den Kochherd. In unserer dreier WG bin ich heute mit Kochen dran. Die Kichererbsen sind bereits eingelegt. Ansonsten fühle ich mich heute sehr müde und ein wenig lustlos.
Sollte mich endlich an die Texte zu Heimat machen und lasse mich von diesem und jenem davon abhalten. Sollte dringendst auch Ernst Bloch lesen, jene Passage in seinem Prinzip Hoffnung, in der es heisst, dass Heimat ein Ort sei, in dem niemand war, aber in jedes Kinderzimmer scheint. Genauers, wenn ich's gelesen habe.
Nicht vorenthalten aus meiner gestrigen nächtlichen Internetlektüre möchte ich Euch eine Passage aus einem Gespräch zwischen Peter Sloterdijk über die Finanzmarktkrise mit Paul Jandl in der NZZ vom 29. November 2008: "Ungleichheiten haben dort am stärksten
zugenommen, wo sich der Staat am meisten einschüchtern liess. Bei uns ging das so weit, dass der Staat unter dem Druck der Ideologien seine Definition als Hüter des Gemeinwohls vergessen hat."
Ideologien meint wohl neoliberale Wirtschaftstheorien und beim Lesen des "bei uns" stolpere ich: bei uns lese ich sofort als bei uns in Deutschland. Doch das Gespräch ist in einer Schweizer Zeitung abgedruckt. Also auch bei uns in der Schweiz?
Was ist "bei uns " für mich?
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20.12.08 Marianna liegt kränkelnd im Bett derweil ich im Kutscherhaus an einer weiteren Schneeberg Episode zeichne. Mit dem ersten Teil "Schneeberg und seine Sicht der Dinge" war ich vor ein paar Jahren Gast am Comicfestival Fumetto in Luzern. Nun hoffe ich mit der Fortsetzung zum Wettbewerbsthema Virus erneut dabei zu sein.
Drückt mir mal die Daumen dass die Geschichte a) rechzeitig fertig wird und b) dass sie in Luzern ausgewählt wird. Daneben bin ich auf der Suche nach dem richtigen Baum für den dritten Poetischen Ort zum Film FULL METAL VILLAGE. Der wird es wohl werden. Gleich auf dem Klinikgelände.
Den Abend mal wieder surfend im Netz verbracht. Zeitungen glesen und im St.Galler Tagblatt, der Zeitung meiner Jugend, wieder eine Erfahrung mit verblasster Heimat gemacht: Da lasen sich Ortschaftsnamen wir "Trübbach" oder "Balzers" Worte, die mir einerseits sltsam vertraut klangen, die ich aber andererseits kaum mehr zu lokalisieren weiss. Mag sein, dass
diese Ortschaften ähnlich funktionieren wie die Kieze in Berlin, aber diese Ausdehnung in die Fläche ist mir Grossstädterin arg fremd geworden.
Ach Heimat, was ist das nur?
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19.12.08 Mit Klees Öldrucktechnik rumexperimentiert und Vorbereitungen für die FilmPoesie Ausgabe zum neuen Heimatfilm getätigt u.a. auch Versuche zur Originalgrafik "Abendrot über Kirchlindach" angefertigt.
Und neben Barbara und Berlin vermisse ich meine Süsse Frieda auch ganz doll! Darum soll sie wenigstens virtuell auf meiner Webseite präsent sein.
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18.12.08 Barbara ist wieder abgereist und ich bin alleine und traurig zurückgeblieben. Fühle mich plötzlich sehr alleine und habe zum erstenmal in Kirchlindach Heimweh. Heimweh nach Barbara, Frieda und Berlin.
Und wie zur Tröstung von meinem Weltschmerz rötet sich der Himmel und ein wunderschönes Abendrot stimmt mich wieder glücklicher....
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17.12.08 MIt Barbara durch Bern, an edlen Geschäften mit saftigen Preisen durchs Längassviertel. Dann ins Paul Klee Zentrum, wo zwei Ersatzausstellungen laufen, weil die bekannten Bilder von Paul Klee zur Zeit in der neuen Nationalgalerie in Berlin hängen, welche Ironie!
Das Paul Klee Zentrum aber an sich ist betörend. Bern scheint die Stadt der Wellen zu sein. Und dann noch ein Verweis auf Sprache und Heimat: Wie umständlich die Formulierung im Klo der Uni Bern für meine ans Hochdeutsche gewohnten Ohren klingt?
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16.12.08 Von meiner Mama habe ich in St.Gallen zwei kostbar verpackte Buttons mit den Konterfeis ihrer Eltern, also meiner Grosseltern, bekommen, von denen ich aber nur die Grossmutter kennen gelernt hatte, da der Grossvater gestorben ist als meine Mama vier Jahre alt war. Da ist es also wieder das Thema Heimat. Ist Familie und ihre Geschichte Heimat
und ist es deshalb so schwer mit Schuld in Familien umzugehen, weil Heimat dadurch droht verlustig zu gehen? Und wofür oder zu welchem Zwecke wurden diese Medaillons hergestellt? Fragen denen ich nachhänge, während Kranich um Kranich entsteht. Bisher sind 172 davon im Tuch gelandet und warten auf Ihren Einsatz nach dem 5. Januar im neuen Jahr
und ich habe bis dahin noch viele zu falten. Und zur Sprache als Heimat gab's heute auch Anregung. Während für Marianna die in Berlin umgangssprachlich verbreitete Rede von "abgegessen sein" (genervt sein oder genug haben von etwas) unverstehbar war, habe ich im heutigen Personalinfo ein für mich neues Dialektwort kennengelernt, nämlich das vom "abgegipfelt werden"
(Gipfeli sagen die SchweizerInnen zum Croissant und so meint das Wort eben verabschiedet werden, was im Deutschen wohl "Ausstand" heisst). Sprache als Heimat verweist auf Vergängliches
und Verwandelbares.
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15.12.08 Gestern noch war ich in St.Gallen und habe auf der Rückfahrt Barbara in Bern abholen dürfen. Und heute faltet sie schon Kraniche mit mir und bereitet damit den übernächsten Poetischen Ort zum Film FULL METAL VILLAGE vor. Und wer mitfalten will (für sich oder mir Kraniche zuschicken will - ich benötige weitere 700 Stück),
kann sich mit der Origami Anleitung in die Kranichfalttechnik einfummeln. Macht Spass und man kann dabei gut plaudern und sich Neuigkeiten erzählen.... Zur Abwechslung und um Barbara die wunderschöne Landschaft in Kirchlindach zu zeigen spazieren wir durch eine verschneite Gegend, die von Riesen heimgesucht worden ist.
Ob auch die sich an der wunderschönen Nachmittagsstimmung erfreut hatten?
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13.12.08 St.Gallen, die Stadt wo ich geboren wurde. Die Stadt meiner Kindheit. Das Stadttheater St.Gallen mit seinem Serra und Tapies, der Ort, an dem ich mich für Kultur und Kunst zu ingteressieren begann. Der Gaukler von Max Örtli, in dessen St.Galler Atelier ich meine erste Radierung stach und wo ich Clemence Morceaux kennenlernte.
Und das Kinderzimmer, in dem ich diese weite Welt der Kunst entdecken durfte. Alles vertraut und doch so fremd geworden. Mit Heimat scheint mir der Ort der Kindheit dennoch herzlich wenig zu tun zu haben.
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12.12.08 Bern, Berlin, St.Gallen oder sonstwo im nordwestlichen Europa? Woran erkennt man einen Ort? Oder macht die Globalisierung die Welt zu einem einzigen Dorf? Und wenn dem so ist, wie bestimmt sich dann sowas wie Heimat?
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11.12.08 Ich schulde Euch noch eine Ansicht des Bucherhauses. Von meinem Atelier aus sehe ich auf das Fenster meines Zimmers. Draussen liegt Schnee und es kommt immer mehr von oben. Das beschert mir einen Tag im Atelier mit ausprobieren und lesen. Japanische Tusche trift Kirchlindacher Rüebli und es gibt in Kirchlindach alle möglichen Sorten an gelben Karotten.
Und diese Interferenzen bewundere ich seit Tagen immer wieder aufs neue.
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10.12.08 Am Tag der Menschenrechte wählt die Schweiz mal wieder einen Rechten in den Bundesrat. Allerdings nur knapp, beinahe hätte es geklappt, dass die Bürgerlichen und Linken der SVP einmal mehr eine Lehre erteilt hätten.
Aber ihnen fehlte eine Stimme. Mit 122 gegen 121 Stimmen war die Nummer 2 und damit das Imitat vom Blocher gewählt, leider. Und wir haben die Miesere am Fernseher verfolgt. Und hier schneit und schneit es. Der Klangbogen klingt weiter im Wald und hat ein Klang-Gespänli bekommen.
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09.12.08 Den sonnigen und trockenen Tag, der letzte diese Woche sagen mir die Einheimischen, nutze ich den Klangbogen als ersen Poetischen Ort im Leutschen Wald zu installieren.
Die Äste müssen dazu in den Wald gebracht werden. Und so sieht der fertige Klangbogen aus. Er klingt sogar... Weitere Bilder vom Klangbogen gibt's hier
Poetischer Ort Klangbogen: HEIMATKLÄNGE
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08.12.08 Was vom Äste Schälen übrig bleibt, der Klangbogen liegt fertig im Atelier. Jetzt warte ich auf schönes Wetter, ihn im Wald zu instalieren. Und Vorbereitung für den ersten Filmabend...
HEIMATKLÄANGE ist auch in Kirchlindach gut angekommen.
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07.12.08 Mein Sonntagswerk, Äste Schälen und Meditieren im Raum der Stille. Und was für ein Ausblick heute nach dem verregneten Samstag? Übrigens hier in dieser Weide, soll der Poetische Ort 2 zum Film VA, VIS ET DEVIENS entstehen. Mehr verrate ich aber noch nicht. Ach ja, Joggen war ich heute auch. Zum ersten Mal die lange Runde von 6,9 km. War schön, so im Sonnenschein über die Weiden und durch die Wälder zu laufen. Aber ganz schön bergauf gings, so dass ich öfters mal ins Gehen zurückschrauben musste.
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06.12.08 Heute in Bern: Erst ein zurückgelassenes Tüllsäcklein mit einem Ring an der Postautohaltestelle in Kirchlindach - sieht traurig aus, ist aber weg, als ich abends wiederkomme. Und dann in Bern ein Esel mit Samichlaus. Ein Sück Kindheitserinnerung und damit auch Kindheitsheimat.
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05.12.08 Das Schälen der Äste für den ersten Poetischen Ort geht eine ganze Zeit gut, doch dann ratsch ist das Messer in der rechten Zeigefingerkuppe.
Also steht Schreibtischarbeit an, wie Ihr seht und hoffentlich mitmacht. Was ist Heimat? Wo ist Heimat? Wann ist Heimat? Wer ist Heimat? Auf Antworten freue ich mich
04.12.08 Bei so einem Ausblick stehe sogar ich gerne früh auf....Die Alpen können sooooooo schön sein.
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03.12.08 Suche nach einem geigneten Ort, die Bauwirtschaft blüht auf dem Lande, Skizzieren im Atelier und mit dem Postauto in die Stadt Bern - ein voller Tag!
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02.12.08
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01.12.08
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30.11.08
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28.11.08
29.11.08
27.11.08 Ich bin gut in Kirchlindach angekommen.
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